Am 21. November fand in Würzburg die 1. Fachtagung der neuen Reihe „Zukunft Laubholz“ statt, unter anderem auf Einladung und Mitwirkung des DeSH. Moderiert wurde die Veranstaltung von DeSH-Gechäftsführerin Julia Möbus. Der DeSH war zudem mit einem Stand seiner Laubholzinitiative Laubholz+ vertreten, an dem die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Laubholz anschaulich präsentiert wurden. Nachstehend finden Sie die offizielle Presseinformation zur Veranstaltung.

PRESSEINFORMATION 14.12.2023

Ja, wir können Laubholz!

Am 21. November fand in Würzburg die 1. Fachtagung der neuen Reihe „Zukunft Laubholz“ statt und zog insgesamt 120 TeilnehmerInnen aus der gesamten Branche an.

Im Vordergrund der Tagung standen spannende und informative Fachvorträge namhafter ReferentInnen aus Wissenschaft und Wirtschaft, in denen der gesamte Bereich vom Rohstoff-Aufkommen über die Forschung bis zur innovativen Verwendung abgedeckt wurde. Darüber hinaus gab es im Rahmen einer Fachausstellung genügend Raum zum Kennenlernen, Netzwerken und Gedankenaustausch.

Prof. Hermann Kaufmann zeigte in seiner Keynote eindrucksvoll, wie sich mit Laubholz aufgrund der höheren Leistungsfähigkeit gegenüber Nadelholz die moderne Architektursprache auch im Holzbau umsetzen lässt. Dass für derartige Produkte ausreichend Rohstoff in den bayerischen bzw. bundesdeutschen Wäldern zur Verfügung steht, demonstrierte Herbert Borchert von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). Dabei ging er auch auf die Folgen eines möglichen, politisch veranlassten Einschlagstopps in alten Buchenwäldern ein: So war im Jahr 2012 ein Viertel des Holzvorrats in Buchenbeständen älter als 140 Jahre und stand damit an der Schwelle zur Nutzungseinstellung. Damit würde eine erhebliche Rohstoffquelle entfallen.

Zu hoher Holzvorrat gefährdet die Wälder

Prof. Hubert Röder von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf ging anschließend ganz gezielt auf die Auswirkung von Nutzungseinschränkungen auf die holzverarbeitende Industrie ein. Sein Fazit: Innovative Laubholzprodukte und die Bioenergie aus Restholz haben aktuell ein sehr großes Potenzial für Klimaschutz und Wertschöpfung in Deutschland. Kurzfristig sind eine verstärkte Nutzung und ein proaktiver Umbau alter risikoreicher Wälder (v. a. alte Reinbestände) klimaoptimal und vermeiden hohe Schadrisiken. Die Stilllegung von Waldflächen dient diesem Ziel nicht. Zum Spannungsfeld stoffliche versus energetische Nutzung machte er zudem deutlich, dass durch die energetische Nutzung von Resthölzern ein substantieller Beitrag zum Klimaschutz und zur Reduktion von Importen fossiler Energieträger geleistet werden kann – vor allem in Nahwärmenetzen und für industrielle Prozesswärme. Dies gilt insbesondere, so lange für diese Sortimente noch keine industriellen Abnehmer für die stoffliche Nutzung existieren.

Laubholz birgt hohes Wertschöpfungspotenzial

Zum Thema „Erhöhung der Wertschöpfung“ kamen drei Referenten zu Wort. Bernhard Breitsameter, Vorstand der WBV Aichach, brachte in einem Beispiel auf den Punkt: Trotz des geringen Anteils an Laubholz in der Region erzielt ein Betrieb mit einem Prozent der vermarkteten Holzmenge, nämlich dem Laubholz, 12 Prozent des Umsatzes. Dass dafür die Regionalität eine wichtige Schlüsselfunktion hat, stellte Alexander Obermeier von der Franz Obermeier GmbH dar. Dabei rief er die Akteure in der Wertschöpfungskette zum aktiven Handeln auf. Die regionale Holzwirtschaft kann und muss aus seiner Sicht ihre Stimme für die Zukunftsfähigkeit der Branche erheben und unter den gegebenen Rahmenbedingungen eine optimale Leistung erbringen. Wie das gehen kann, zeigten Patrik Rodlberger von der Pollmeier Furnierwerkstoffe GmbH und Pierre Reichmuth von Fagus Suisse SA. Beide stellten innovative Produkte für das Bauwesen bzw. weiterverarbeitende Betriebe wie Schreinereien vor. Rodlberger sprach dabei auch von einem „Angebot zur nachhaltigen Transformation (der Wirtschaft)“. Dieses Angebot ist nicht nur in Sachen Leistungsfähigkeit, sondern sogar wirtschaftlich konkurrenzfähig gegenüber Materialien wie Stahl oder Beton, wie Reichmuth beispielhaft aufzeigte.

Forschung und Entwicklung gut aufgestellt

Dass es dazu im Vorfeld einer intensiven Forschung bedarf, dürfte nichts Neues sein. Marcus Kühling von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. gab einen Überblick über öffentlich geförderte Vorhaben und deren Ergebnisse. Er betonte, dass die innovativen Lösungsansätze der Forschungsprojekte viel stärker in die Praxis transferiert werden müssen. Ludwig Lehner, Vorstandsvorsitzender der Technikum Laubholz GmbH aus Baden-Württemberg, berichtete genau von der wichtigen Nahtstelle zwischen Grundlagenforschung und industrieller Umsetzung. In einem bislang in Deuschland einmaligen Institut werden durch Knowhow und Kooperationen vieler unterschiedlicher Partner Innovationen in hoher Geschwindigkeit zur Marktreife gebracht und durch Ausgründung von Unternehmen positioniert. Das derzeitige „Vorzeigebeispiel“ sind Cellulose-Hochleistungsfasern, die sich für technische Textilien, den Bekleidungsmarkt, aber auch für den Einsatz in der Bauindustrie eignen.

In einer Podiumsdiskussion wurden nochmals alle Aspekte einer aktiven Nutzung von Laubholz aufgezeigt bzw. im Gesamtkontext gegenübergestellt.

Über die laufenden Laubholz-Forschungsprojekte im Rahmen der Holzbau-Offensive Baden-Württemberg berichtete Uwe André Kohler, Geschäftsführer von proHolzBW. Er betonte dabei das Ziel der baden-württembergischen Landesregierung, vor dem Hintergrund des klimabedingten Waldumbaus den Einsatz von Laubholz im Holzbau deutlich zu forcieren. Darüber hinaus stellte Kohler die Plattform www.aufholzbauen.de vor, die zahlreiche Bildungsformate über aktuellen Entwicklungen des Holzbaus anbietet.

Call for Action für Laubholz-Influencer

Stefan Torno von der Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern gGmbH zog am Ende das Fazit: „Ja, wir können Laubholz! Insgesamt sind alle erforderlichen Grundlagen für eine aktive, nachhaltige und wertschöpfende Nutzung und Verwendung von Laubholz vorhanden.“ Daher auch sein Appell an die gesamte Branche: „Setzen wir uns alle für eine nachhaltige Nutzung von Laubholz ein und helfen wir alle mit, die noch bestehenden Hürden zu beseitigen! Oder anders gesagt: Werden Sie „Laubholz-Influencer“!

Zur ersten Fachtagung „Zukunft Laubholz“ hatten die Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern gGmbH zusammen mit dem Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverband e. V. (DeSH), der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR), proHolzBW und proHolz Bayern eingeladen. Die Förderung der Veranstaltung erfolgte aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. 

Pressekontakt:

Stefan Torno

Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern gGmbH
Am Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan

Obere Hauptstraße 36
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Tel.:  +49 8161 96995-62
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